Letzter Akt in Palmyra by Lindsey Davis

Letzter Akt in Palmyra by Lindsey Davis

Autor:Lindsey Davis
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783426630792
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 1998-09-09T22:00:00+00:00


XXXVIII

Die Musiker und Bühnenarbeiter blieben bei uns und arbeiteten weiter. Wir gaben Skythopolis Die Vögel. Skythopolis gab uns – Beifall.

Für Griechen waren sie erstaunlich tolerant.

Sie hatten ein interessantes Theater mit einem halbrunden Orchesterraum, der nur über Stufen erreichbar war. Für ein römisches Stück hätten wir ihn nicht gebraucht, aber wir führten ein griechisches auf, mit einem sehr großen Chor, und Chremes wollte, daß sich die Vogelschar unters Publikum mischte. Die Stufen machten all denen das Leben schwer, die dumm genug waren, in dick gepolsterten Kostümen mit riesigen Klauen an den Füßen und schweren Masken mit Schnäbeln daran aufzutreten.

Während wir in der Stadt waren, versuchte ein raffgieriger Händler, den Magistrat zu überreden, Tausende für ein akustisches System auszuspucken (irgendeine bronzene Vorrichtung, die an der Wand des Theaters aufgehängt werden sollte). Der Theaterarchitekt wies freudig darauf hin, daß er bereits sieben hervorragende ovale Nischen eingebaut hatte, die das komplexe Gebilde aufnehmen konnten; er steckte offensichtlich mit dem Händler unter einer Decke und sollte einen Anteil bekommen.

Wir stellten diese neuartigen Spielzeuge mit unserem Zwitschern, Tschilpen und Krächzen auf eine harte Probe und konnten, ehrlich gesagt, keinen Unterschied feststellen. Bei der perfekten Akustik der meisten griechischen Theater war das allerdings kein Wunder. Die Steuerzahler von Skythopolis lehnten sich gemütlich in ihren Sitzen zurück und sahen aus, als hätten sie nichts dagegen, Lorbeerkränze in die sieben Nischen zu packen. Der Architekt wirkte krank.

Obwohl Congrio uns erzählt hatte, daß es schon einmal passiert war, kam ich nie ganz dahinter, warum Chremes plötzlich von seinem normalen Repertoire abwich. Mit Aristophanes waren wir vierhundert Jahre zurückgehüpft, von der römischen Neuen Komödie zur alten griechischen. Mir gefiel sie. Man sagt, die alten Späße seien die besten. Auf jeden Fall sind sie besser als gar keine. Für mich muß ein Stück Biß haben. Und als Republikaner meine ich damit natürlich politischen Biß. Die alte Komödie hatte das und war eine angenehme Abwechslung. Ich finde die Neue Komödie gräßlich. Sinnlose Plots über ermüdende Charaktere in scheußlichen Situationen auf einer Provinzstraße langweilen mich zu Tode. Wenn ich das wollte, konnte ich auch nach Hause gehen und meine Nachbarn durch die dünnen Wände ihrer Wohnungen belauschen.

Die Vögel waren berühmt. Bei der Probe erzählte Tranio, der immer eine Anekdote parat hatte: »Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß es bei den Dionysien, für die es geschrieben wurde, nur den zweiten Platz bekam.«

»Was für ein Angeber! Aus welchem Archiv haben Sie das denn ausgegraben, Tranio?« höhnte ich.

»Und welches Stück hat damals gewonnen?« wollte Helena wissen.

»Irgendwas Unbedeutendes mit dem Titel Die Nachtschwärmer, das kennt kein Mensch mehr.«

»Klingt witzig. Allerdings hat einer aus meinem Zelt in letzter Zeit ein bißchen viel in der Nacht herumgeschwärmt«, bemerkte Helena.

»Dieses Stück ist nicht halb so obszön wie ein paar andere von Aristophanes«, grummelte Tranio. »Ich habe mal Der Friede gesehen wird nicht oft aufgeführt, schließlich haben wir ja dauernd Krieg. Darin gibt es zwei Rollen für böse Mädchen mit hübschen Ärschen. Einer davon werden auf der Bühne die Kleider ausgezogen, und sie wird zu dem Mann runtergereicht, der mitten in der ersten Reihe sitzt.



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